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Situation der Frauen nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland

 

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Nach dem Krieg garantierte die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland die volle Gleichberechtigung. Ein Drittel war direkt nach dem Krieg wieder erwerbstätig, aber: immer noch wurden Frauen schlechter bezahlt; Frauen waren immer noch in untergeordneten Positionen und noch immer war die Frau der Doppelbelastung von Haushalt und Beruf ausgesetzt.

Unter der Regierung von Konrad Adenauer (1949-63) gab es auch kein Interesse, irgendetwas zu verändern. Franz Josef Wuermeling, der Familienminister von 1953-62 setzte im Gegenteil alles daran, den strukturellen Wandel der Familie aufzuhalten/zu blockieren. Er propagierte die kinderreiche Familie als die richtige Familie. Er verbannte die Frauen wieder in die Familie, zu den Kindern, in die Küche und in die Kirche (die drei KKK`s). Er wollte keine öffentlichen Institutionen, die bei der Kindererziehung von Seiten des Staates mithelfen könnten, um die Berufstätigkeit der Frauen, ihre Gleichstellung bzw. Gleichberechtigung in der Gesellschaft zu erleichtern.

Die tragende Säule der bundesrepublikanischen Familien- und Sozialpolitik läßt sich mit den folgenden Worten umschreiben: Die Kinder sind nicht Kinder des Staates, sondern nur die Kinder der Familie. Die Eltern und nicht der Staat tragen deshalb die entscheidende Verantwortung für die Erziehung und Ausbildung. Der Staat und andere kollektive Institutionen haben lediglich in dem Ausmaß Hilfe zu leisten, in dem die Eltern ihrer Aufgabe bei den vielfältigen und komplizierten Anforderungen nicht mehr gerecht werden können.

Diese sehr deutliche Abkehr von jeglicher staatlicher Einmischung in die Angelegenheiten der Familien läßt sich auf dem Hintergrund des Faschismus erklären, in denen Kinder für staatliche und politische Zwecke missbraucht wurden. Das führte in Westdeutschland eher zu einem speziellen Familienmodell: dem männlichen Ernährermodell, was Frauen in recht große finanzielle Abhängigkeit vom Mann brachte. Männer waren die Hauptverdiener, Frauen verdienten höchstens dazu. Frauen waren auch vorwiegend in der Teilzeitarbeit beschäftigt.

 

 

Erst Ende der sechziger Jahre begann man öffentlich die Berufstätigkeit von Frauen als gesellschaftlich notwendig und richtig zu akzeptieren und auch die Kindergärten wurden nicht mehr verdammt, sondern als positive Einrichtungen bzw. Institutionen geschätzt. Mit der Studentenbewegung Ende der 60er Jahre und der daraus entstandenen neuen Frauenbewegung konnte sich das Leitbild der Nur-Hausfrau auf keinen Fall mehr halten.

Ein sehr widersprüchliches Bild für die Situation von Frauen in Westdeutschland läßt sich so formulieren:

  • Einerseits waren so viele Frauen wie noch nie in der Nachkriegsgeschichte erwerbstätig - andererseits war die Erwerbsbeteiligung der Frauen verglichen mit anderen hochentwickelten westlichen Ländern nur wenig gestiegen.


  • Einerseits hatten so viele Frauen wie nie zuvor eine qualifizierte Berufsausbildung - andererseits gab es kaum Frauen in höher qualifizierten oder leitenden Tätigkeiten.


  • Einerseits spielt(e) die Berufstätigkeit in der Lebensplanung junger Frauen eine herausragende Rolle - nur eine Minderheit orientiert(e) sich an dem Leitbild der "Nur-Hausfrau" - andererseits sind Erwerbsunterbrechungen bei der Geburt der Kinder nach wie vor die Regel und werden mit reduzierten Chancen im Erwerbsleben bezahlt.

Quelle: zusammengestellt von Petra Linderoos